Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)

Studierende aller Fächer werden im Rahmen des Moduls mit dem Leitbild der nachhaltigen Entwicklung vertraut gemacht und in die Lage versetzt, mit entsprechenden Konzepten zu arbeiten und den Beitrag ihres Faches zu BNE zu reflektieren. Fähigkeiten zum vernetzten und systemischen Lernen werden so gefördert.

Das Modul knüpft an vorhandene Angebote, wie das Zertifikat „Bildung – Transformation – Nachhaltigkeit“ am Campus Landau, an. Im Rahmen von Trigitalpro wird darüber hinaus ein verstärkter Bezug auf digitalisierungsbezogene Kompetenzen hergestellt, indem sich die Studierenden mit verfügbaren digitalen Lernmaterialien zu BNE auseinandersetzen, etwa mit Reflectories (www.reflectories.de), Angeboten des Portals Globales Lernen (www.globaleslernen.de) oder des Projekts „Klimawandel findet Stadt“ (www.klimawandel-findet-stadt.de).

Die Nutzung dieser digital gestützten Lerngelegenheiten ermöglicht ein individuelles Lernmanagement durch Educational Data Mining und Learning Analytics (vgl. Engagement Global 2018), sowie einen intensiven Austausch der jeweiligen Fachperspektiven. Schließlich können Studierende die Potenziale maschineller Prognosen reflektieren und erkennen, dass Digitalisierungsprozesse auch eine Herausforderung hinsichtlich der Manipulierung von Informationen darstellen. Im Fortgang entwickeln die Studierenden eigene OER im Kontext von BNE.


Ökologische Krisenphänomene erfahren zurzeit eine verstärkte gesellschaftliche Wahrnehmung

Zunehmende Verschmutzung der Meere, globaler Temperaturanstieg der Atmosphäre und weltweites Artensterben – ökologische Krisenphänomene erfahren zurzeit, insbesondere durch die weltweite Protestbewegung zahlreicher junger Menschen, eine verstärkte gesellschaftliche Wahrnehmung.

Gleichzeitig wächst die Kritik an der ungleichen Wohlstandsverteilung und den damit einhergehenden geringen individuellen Entwicklungschancen von Ländern und Menschen in den sogenannten Entwicklungsländern. Die Forderung nach Nachhaltigkeit wird in Politik, Gesellschaft und Medien intensiv diskutiert. In nahezu allen Lebensbereichen werden zunehmend nachhaltigere Lebens- und Wirtschaftsweisen propagiert. Kaum ein Unternehmensprofil existiert heutzutage ohne das Wort Nachhaltigkeit.

Spätestens seit dem im Jahr 1987 veröffentlichten Brundland-Bericht, wird insbesondere auf politischer Ebene an Strategien gearbeitet, die eine dauerhafte naturverträgliche, soziale und ökonomische Entwicklung aller Menschen ermöglicht. In diversen Weltkonferenzen wurden seither zahlreiche Beschlüsse und Strategiepapiere verabschiedet, die sowohl auf internationaler, europäischer als auch auf nationaler Ebene, Nachhaltigkeit zum Leitbild politischen Handelns erklären. Trotz des weitestgehenden Konsens über das Leitbild im Allgemeinen und der Notwendigkeit dessen Umsetzung im Speziellen, ist über 30 Jahre nach der Veröffentlichung des BrundlandBerichts hinsichtlich der konkreten Durchführung auf allen Ebenen noch großer Handlungsbedarf zu erkennen.

Bereits auf der Weltkonferenz von Rio de Janeiro im Jahre 1992 wurde in der Agenda 21 auf die besondere Bedeutung von Bildung im Kontext einer nachhaltigen Entwicklung verwiesen. Spätestens mit der Verabschiedung der Resolution über den Beginn der UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) auf der Weltkonferenz von Johannesburg, beginnt eine stetig andauernde konzeptionelle Weiterentwicklung und schrittweise Verankerung des Leitbildes BNE im pädagogischen Kontext. Hintergrund der Förderung von BNE im schulischen Kontext, ist die auf der Grundlage von BNE angestrebte Befähigung von Lernenden, in ihrer Rolle als mündige Bürger zukunftsfähig zu denken und zu handeln und an einer Transformation der Gesellschaft unmittelbar zu partizipieren.

Doch noch immer zeigt sich, dass bislang keine vollumfängliche strukturelle Verankerung des Konzeptes in der Schule und in der Lehrpersonalbildung vorhanden ist. Bisweilen wird nachhaltige Entwicklung lediglich als fachbezogenes Anliegen der Fächer angesehen, die sich von ihrer Genese mit umwelt- und entwicklungspolitischen Fragen auseinandersetzen.

Der Einsatz digitaler Lehr- und Lernformen hat das Potenzial, das Bildungskonzept BNE, über alle Fächergrenzen hinweg, stärker in den Fokus der Professionalisierung von Lehrpersonen zu nehmen. Digitale Formate ermöglichen im Vergleich zu anlogen Lerngelegenheiten den Lernprozess in einem höheren Maße zu flexibilisieren, individualisieren und zu personalisieren und eignen sich deshalb besonders für die Vermittlung eines gesamtschulischen Bildungskonzeptes. Außerdem bietet der sinnvoll didaktisch eingebettete Einsatz digitaler Medien in Schule und Unterricht die Chance, BNE für Schülerinnen und Schüler greifbarer zu machen und durch die Aneignung von Gestaltungskompetenz unmittelbar an einer nachhaltigen Entwicklung zu partizipieren.


Zielsetzung des Zertifikats

Das Zertifikat Bildung für nachhaltige Entwicklung im Spannungsfeld digitaler Transformationen bietet Lehramtsstudierenden eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Konzept der BNE unter Nutzung digitaler Medien. Ziel des dreistufigen Zertifikates ist es zunächst, das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung und dessen Zielsetzung zu erarbeiten. Anschließend erfolgt eine kritische Auseinandersetzung mit dem Konzept der BNE, insbesondere in Bezug auf den normativen Charakter des Bildungsprogramms.

Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals)

Durch die Planung, Durchführung und Reflexion eigener Projekte erkennen die Studierenden ihre persönliche Verantwortung als Multiplikatoren für eine nachhaltige Entwicklung und erfassen Implikationen für die unterrichtliche Praxis. Der Einsatz digitaler Anwendungen in den verschiedenen Phasen des Moduls lässt die Studierenden Chancen dieser Anwendungen in der Bildung erkennen und gibt ihnen die Möglichkeit, deren Risiken an beispielhaften Einsatzszenarien zu analysieren.

Übergreifendes Ziel des Angebots ist es, eine fundierte wissenschaftliche und praktische Grundlage zu bilden, damit Studierende befähigt werden, die wechselseitigen Ergänzungen zwischen BNE und digitaler Bildung in konkreten Lerngelegenheiten, unter Berücksichtigung kritischer Aspekte des Bildungsprogramms, umsetzen zu können.


Methodische Umsetzung des Zertifikats

Die Professionalisierung der Studierenden im Themenfeld BNE in einer digitalen Welt erfolgt durch eine Kombination digitaler Formate mit Präsenzelementen in Form eines Inverted Classrooms. Den Rahmen des Zertifikats bilden zwei Präsenzveranstaltungen zum Auftakt und zum Abschluss des Projektes. Das Projektauftakttreffen dient der inhaltlichen Einführung in die Thematik und dem Kennenlernen der Teilnehmenden.

Den Kern des Zertifikats bildet die eigenständige Durchführung von Praxisprojekten in Zusammenarbeit mit schulischen und außerschulischen Kooperationspartnern.

Das Modul zeichnet sich durch digitale Lernformen aus, die eine wissenschaftlich fundierte Auseinandersetzung mit den Chancen und Grenzen des Konzeptes BNE und empirischen Untersuchungen in Bezug auf Projektmethoden und Lehr-Lern-Settings im schulischen Kontext ermöglichen.

Begleitet wird das Modul durch die Anfertigung eines digitalen Portfolios, welches zu verschiedenen Zeitpunkten eine Selbstreflexion von gewonnen Erfahrungen und Erkenntnissen ermöglicht. Den Abschluss des Moduls bildet eine Abschlussveranstaltung, die neben der Projektpräsentation unterschiedliche Formate der Reflexion des Gesamtprojektes ermöglicht.


Zielsetzung und methodische Umsetzung des fachdidaktischen Angebots

Bildung für nachhaltige Entwicklung im Spannungsfeld digitaler Transformationen

Die Beschäftigung mit umwelt- und entwicklungspolitischen Fragestellungen wird häufig als rein fachbezogenes Anliegen der natur- und gesellschaftswissenschaftlichen Fächer angesehen.

Bildung für nachhaltige Entwicklung erfährt deshalb auch in der Ausbildung von Lehrpersonen außerhalb der Fächer Biologie, Geographie und Politik eher wenig Beachtung.

Dabei fordert das Deutsche Nationalkomitee für die UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung bereits seit 2014 eine strukturelle Verankerung in der Lehrpersonalbildung.

Um allen angehenden Lehrpersonen die Entwicklung entsprechender Kompetenzen zur Umsetzung von BNE im schulischen Unterricht zu ermöglichen, entwickelt die Geographiedidaktik ein didaktisches Angebot, welches in den fachdidaktischen Lehrveranstaltungen aller Lehramtsstudiengänge eingesetzt werden kann und die Studierenden befähigt, das Thema nachhaltige Entwicklung sowohl inhaltlich als auch methodisch professionell im schulischen Kontext in ihren Unterrichtsfächern zu vermitteln. Durch die Erstellung eigener digitaler OER im Kontext von BNE, entsteht ein stetig wachsender Speicher an Unterrichtsmaterialien, der zahlreiche Beispiele gelungener Anwendung des Konzeptes BNE unter Zuhilfenahme digitaler Medien im Fachunterricht bereitstellt.